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Pferde, die nicht für den Verzehr gezüchtet werden, sollen in der Regel erfolgreiche Sportpferde, treue Freizeitpferde oder Haustiere zum Liebhaben werden. Diese Zuchtziele haben jedoch meist ein Ziel: den möglichst lukrativen Verkauf an neue Besitzer. Im Reitsport werden für sie die höchsten, nicht selten sogar utopischen Preise aufgerufen. Aber auch Freizeitreiter sind bereit, hohe Preise für ihr Traumpferd zu zahlen damit sie viele schöne Stunden mit ihnen verbringen können.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass für diesen Markt auch reichlich gezüchtet wird. Bei einigen gewerblichen Anbietern spricht man auch von der 'Produktion'. Leider ist das sensible und gutmütige Huftier für einige auch nicht mehr als ein Produkt und muss entsprechend günstig hergestellt werden.

Es ist aber erstaunlich, dass der scheinbar lukrative Markt oft nur noch Pferde anbietet, die gesundheitlich angeschlagen sind. Ist das eine Fehlentwicklung in der Pferdezucht oder spielen auch andere Faktoren eine Rolle?

Ariane Telgen arbeitet seit über 30 Jahren mit Pferden, insbesondere mit sogenannten Problempferden. Viele Probleme, die Menschen mit ihren Pferden haben, können durch eine bedarfsgerechte Haltung und Fütterung vermieden werden. Leider haben jedoch viele Tiere bereits in jungen Jahren irreparable Schäden erlitten, die sie und ihre Besitzer ein Pferdeleben lang begleiten werden.

Nach jahrelanger erfolgloser Pferdesuche stellte sich die Physiotherapeutin und Trainerin die Frage, ob es wirklich vom Zufall abhängt, ein gesundes Nachwuchspferd zu finden oder ob man dem vorbeugen kann und wenn ja, wie?

Nach der Sichtung von über hundert jungen Pferden, die als Sportpferde im Alter von 3 bis 5 Jahren angeboten wurden, konnte Ariane Telgen kein einziges Pferd finden, das nicht in irgendeiner Weise gesundheitliche Einschränkungen aufwies, die dem Pferd mit hoher Wahrscheinlichkeit in naher Zukunft Probleme bereiten oder eine schmerzfreie Karriere als Reitpferd erschweren würde. Dabei hat sie ich Pferde in Preisklassen von 25.000 € – 150.000 € vorführen lassen.

Zwischen Geburt und Ausbildung, die in der Regel im Alter von 3-4 Jahren erfolgt (bei Hengsten, die für die Körung vorgesehen sind, schon deutlich früher), liegt die Aufzucht der sogenannten Absetzer. Doch wie sieht die Aufzucht in vielen Fällen aus? Nicht selten werden die Absetzer zusammen mit anderen Jungpferden in Laufställen gehalten und zur Weidezeit in großen Gruppen auf die Weide gelassen. In den Laufställen müssen sie mit Stroh und nährstoffarmem Heu auskommen, bedarfsgerechtes Kraftfutter für die einzelnen Tiere gibt es meist nicht. Fehlstellung der Hufe werden nicht korrigiert und Stressfaktoren nicht abgestellt. Strohmatten und Ammoniak schädigen die Gelenke und den Organismus. Auf den Sommerweiden wird ebenfalls selten zugefüttert und die jungen Pferde sind nicht meist schutzlos der Witterung und dem Ungeziefer ausgesetzt.

Kann sich so ein wachsender Organismus kontinuierlich und gesund entwickeln? 
Diese Frage kann sich jeder selbst beantworten, der sich einmal 1-2jährige Pferde auf der Weide genauer anschaut. Nicht umsonst wird dieses Alter allgemein als das „hässliche“ Alter bezeichnet. Rippige, überbaute und unförmige Tiere werden hier als normal verkauft, mit der Begründung, dass eine „Überfütterung“ zu Schäden an Knochen und Gelenken führen würde usw.

Aufzuchtstall Pferde
Pferde im Aufzuchtstall

Nach zwei bis zweieinhalb Jahren mit wenig positiv em Menschenkontakt werden die Jungpferde dann „reingeholt“ angeritten. Meist entwickeln sie sich aber genau in dieser Zeit, was für Knochen und Gelenke nicht unbedingt förderlich ist oder unterscheiden sich die im Sport verwendeten Zuchtlinien von bestimmten Rassen, die allgemein als „Spätentwickler“ bezeichnet werden?

Isländer gehören zum Beispiel zu den sogenannten Spätentwicklern. Eine Rasse, die ursprünglich von klein auf mit Mangelernährung aufgewachsen ist. Sie mussten mit dem auskommen, was auf Island an Nahrung zur Verfügung stand. Gibt es da vielleicht einen Zusammenhang mit der Größe oder der Entwicklungszeit der Pferde? Eine weit hergeholte These, aber ist sie so abwegig?

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Was genau passiert, wenn die jungen Pferde aus der Aufzucht in die Arbeitswelt kommen? Unter Anderem bekommen Sie Kraftfutter. Ob gutes oder weniger gute Qualität, ausreichend oder nicht, sei dahingestellt. Auf jeden Fall bekommt der Körper nun mehr Nährstoffe und kann endlich schneller wachsen. Leider in der Zeit, in der sie auf unnatürliche Art und Weise in die Arbeit kommen und die Wachstumsfugen nicht geschlossen sind. Dass dabei viel kaputt gehen kann, liegt auf der Hand. Private Pferdehalter könnten es sich vielleicht leisten, ihre Pferde erst mit 5-7 Jahren einzureiten oder ausbilden zu lassen, gewerbliche Betriebe sicher nicht.


Aber was wäre, wenn Absetzer von Anfang an optimal versorgt würden? Gäbe es dann diese Probleme gar nicht oder würde die viel zitierte Gefahr der „Überversorgung“ noch schlimmere gesundheitliche Schäden nach sich ziehen?

Genau das wollte Ariane Telgen in einem Selbstversuch herausfinden. So kaufte sie 2021 die beiden Absetzer Jack & Joey mit guter Dressurpferdeabstammung mit dem Ziel, nicht nur mental gesunde Sportpferde zu erhalten. Die beiden Pferde haben völlige unterschiedlich Charaktere und sind nicht miteinander verwandt, sollten aber die gleichen Aufzuchtbedingungen erhalten und von Anfang an altersgerecht „gearbeitet“ werden. Als Herdentier durften sie sich wenige Tage nach ihrer Ankunft in die bestehende Wallachherde integrieren und lebten seitdem im Offenstall. 24-Stunden-Zugang zu Wasser und Heu, ganzjähriger Paddock- und/oder Weidegang. Auch Schutz vor Kälte, Regen, Sonne und Insekten wurden Ihnen ebenso zu Teil wie den älteren Pferden. Ein volle Kraftfutterversorgung mit individuelle Mineralstoffergänzung natürlich auch. Im Alter von drei Jahren sollte eine Untersuchung des Entwicklungsstandes durchgeführt werden.

Am 3. Geburtstag des Jungen Wallach Joey ist es nun so weit. Die Untersuchung steht an. Wie hat sich die Vollversorgung (2 kg Quetschhafer / Tag seit Beginn an, Mineralien und Ergänzungsfutter sowie rund um die Uhr Heu (kein Stroh). Ab dem Alter von einem Jahr wurde die Ration auf 4 kg Quetschhafer pro Tag erhöht und mit 2,2 Jahren auf 6 kg pro Tag für den großen Fuchswallach Jackpot.)

Nun sind alle gespannt auf die Abrechnung nach 2,5 Jahren Aufzucht:
Hat die frühe Gewöhnung an Trense, Sattel und Longe hat zu Gelenkschäden geführt?
Haben sich das Skelett gesund endwickelt?
Waren sie Krankheitsanfälliger, weil Sie vor Wind und Wetter mit Decken Geschütz wurden?
Wie sehen die Wachstumsfugen aus?
Sind Sie ruhig und ausgeglichen?

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Nun sind alle gespannt auf die Abrechnung nach 2,5 Jahren Aufzucht:
Hat die frühe Gewöhnung an Trense, Sattel und Longe hat zu Gelenkschäden geführt?
Haben sich das Skelett gesund endwickelt?
Waren sie Krankheitsanfälliger, weil Sie vor Wind und Wetter mit Decken Geschütz wurden?
Wie sehen die Wachstumsfugen aus?
Sind Sie ruhig und ausgeglichen?
Diese Fragen und noch einiges mehr werden in der 47. Folge der Langzeitdokumentation von Jack & Joey beantwortet.