Gurtzwang beim Pferd - Schmerzen oder Stress?

Beißen zucken oder schlagen müssen nicht sein

Problembeschreibung

Satteln nur zu zweit möglich: Sobald Stute „Schokie“ einen Sattel sieht, wird sie panisch, fängt an zu zittern oder zu steigen. Speziell das Gurten macht das Pferd extrem nervös: So spannt „Schokie“ den Bauch an und klemmt den Schweif ein, sobald ein Sattelgurt ihren Bauch berührt. Große Angst bereitet dem Pferd dazu die Aufstiegshilfe: Sobald diese in ihre Nähe kommt, rennt „Schokie“ einfach los.

Auch im Umgang ist das Tier extrem nervös und schreckhaft, rennt den Menschen teilweise achtlos um. Sie ist sehr kopfscheu, lässt sich ungern an der Mähne und am Maul anfassen. Körperlich hat das Pferd wenig „Substanz“: „Schokie“ ist sehr dünn, hat wenig Fell und friert und zittert oft.

Schnell ist für Ariane klar, dass hier Schmerzen eine große Rolle spielen müssen. Schon beim Vorreiten vermutet die erfahrene Physiotherapeutin, dass der Sattel nicht passt. Dieser rutscht bereits nach wenigen Schritten nach hinten, wippt und kommt der Reiterin beim Leichttraben „entgegen“. Auch das Angaloppieren fällt der Stute schwer, so reißt sie dabei angespannt den Kopf hoch und kann einen längeren Galopp nicht halten.

Die Besitzerin berichtet weiter, dass „Schokie“ dieses nervöse Verhalten auch im Gelände an der Hand zeigt.

Lösungsansätze

Ariane muss nun herausfinden, ob „Schokies“ Verhalten physische oder psychische Gründe hat. Hat das Pferd einfach „nur“ Stress oder sind es doch gesundheitliche Beschwerden, die die Stute so nervös machen. Beim ersten Check fällt Ariane der Farbverlust im Fell auf: Oft ein Zeichen für Mangelerscheinungen. Daneben prägen eingefallene Flanken sowie beginnende Muskellöcher im Trapez das Gesamtbild. Vor allem aber das Satteln und Gurten machen deutlich, dass dringend Handlungsbedarf besteht. In Absprache mit der Besitzerin wird „Schokie“ daher ein Schmerzmittel verabreicht, das das Tier bereits am nächsten Tag schon sehr viel entspannter werden lässt. Für Ariane ein Hinweis, dass ein Magen-, Blasen- und/oder ein Zahnbefund vorliegen könnten.

Auch der Sattelcheck bestätigt erste Vermutungen: Der Sattel passt ganz und gar nicht. Das hat zur Folge, dass die Stute, vor allem im hinteren Bereich des Rückens, extrem empfindlich ist und wahrscheinlich starke Schmerzen haben muss (Tutorial: „Sattelcheck selber machen“). Offenbar hat sie diese Schmerzen bereits mit dem Satteln verknüpft, so dass der bloße Anblick des Sattels bereits Stress auslöst. Ein fataler Teufelskreis, denn Stress ist bei Pferden oft der alleinige Auslöser von Magenproblemen.

Durch viel Umgangs- und Führtraining mit Sattelpad und Aufstiegshilfe, vermittelt Ariane dem Pferd, dass es keine Schmerzen zu erwarten hat. „Schokie“ lässt sich daraufhin schon am Abholtag entspannt aufhalftern, trensen und satteln. Dennoch rät die Pferdeexpertin der Besitzerin zunächst davon ab, die Stute zu reiten. Sie sollte erst tierärztlich untersucht werden, um die gesundheitlichen Beschwerden abzuklären und zu beheben. Parallel dazu empfiehlt Ariane der Besitzerin mit viel Bodentraining, das Vertrauen des Pferdes wieder zu stärken.